Der süße Duft des Todes

In Loma Grande, einem kleinen Dorf in Mexiko, wird die nackte Leiche eines schönen, unbekannten Mädchens gefunden - hinterrücks erstochen. Der junge Ramón, der als erstes am Tatort ist, kennt das Mädchen flüchtig und war heimlich ein bisschen in sie verliebt. Er schützt ihre Blöße vor den gaffenden Augen der Dorfbewohner und bald geht das Gerücht um, Ramón Castanos sei der Liebhaber des Mädchens gewesen. Ramón, einer Wunschvorstellung erlegen, unternimmt nichts gegen dieses Gerücht.

In die Rolle des Vergelters gedrängt fühlt er sich, inzwischen selbst von seiner eigenen Lüge überzeugt, dazu verpflichtet, den Mörder zu finden. Doch das Dorf hat sich längst auf den reisenden Händler Gitano als Täter geeinigt - dass Indizien eindeutig gegen ihn sprechen, wird nicht berücksichtigt. Tag für Tag verdichtet sich der Wirbel um den Mord, Spuren werden von Ermittlern absichtlich verwischt, Gerüchte geschürt, die bequeme Lüge über die Wahrheit gestellt, der Vergeltungsmord als Mittel zur Rückkehr des ruhigen Alltags hingenommen. Und so drängt das Dorf den falschen Rächer zum Mord am falschen Schuldigen ...

Das geschickt konstruierte Gesellschaftsbild des weit abgeschlagenen kleinen Dorfes, wie es überall auf der Welt liegen könnte, stellt sich über das Motiv, dem Leser den wahren Schuldigen zu liefern. Mit gelegentlicher schlichter Hintergrundmusik (melancholische Mariachi) und fein eingestreuten Geräuschen liest Volker Risch ebenso rasch und schnörkellos wie der Autor und Meister des sarkastischen Gesellschaftsdramas Guillermo Arriaga (Amores Perros) schreibt.