Das Lied der Rosen

Der Iran im 17. Jahrhundert - poetisch und ausdrucksvoll wie Tausend und eine Nacht

Zuerst war nichts, und dann war Gott. Niemand war vor Gott.

In einem persischen Dorf des 17. Jahrhunderts verkündet ein Komet nahendes Unheil. Dies gilt vor allem für die 14-jährige Erzählerin, deren Vater bald darauf stirbt - und mit ihm die Chance, eine durch Mitgift finanzierte Ehe einzugehen. Die Armut treibt sie und ihre Mutter in die Großstadt Isfahan, wo sie bei dem Bruder des Vaters, einem renommierten Teppichknüpfer, und dessen herrischer Frau unterkommen.

Dort fristen Mutter und Tochter ein Dienstbotendasein, obwohl der Onkel die Begabung der Erzählerin entdeckt, wundervolle Teppiche zu knüpfen. Als Mädchen kann er sie nicht offiziell ausbilden, und so wird es allgemein als einträglicher angesehen, dass das Mädchen eine bezahlte Ehe auf Zeit eingeht, deren Vertrag nur dann erneuert wird, wenn sie ihren 3-Monats-Gemahl sexuell zufrieden zu stimmen vermag. Neben ihren nächtlichen Ausflügen in die Arme ihres Mannes bildet sie sich unermüdlich im Teppich knüpfen aus, so dass sie eines Tages den Mut fasst, sich selbst und ihrer Mutter ein eigenständiges Leben zu finanzieren.

Wieder ein Buch, das sich schon aufgrund seines spannenden Einbands zu kaufen lohnt: golden ineinander fließende Arabeske, plastisch hervorgehoben ... und eigentlich wollte ich auch nur kurz reinlesen. Andere Bücher liegen schon viel länger auf meinem Nachttisch und wollen gelesen und rezensiert werden, aber dieses Buch hat mich von der ersten Seite an gepackt und erst auf der letzten Seite wieder losgelassen. Und dann auch noch das: Während dem Lesen fiel mir einiges auf was besondere Erwähnung verdient, und normalerweise hätte ich das Buch beiseite gelegt und mir dies für die Rezension notiert. Kurz: ich habe es nicht fertig gebracht. Und jetzt finde ich die Stellen nicht mehr.

Anita Amirrezvani hat einen wunderbaren Roman geschrieben (in siebenjähriger Arbeit), mit blumiger und bilderreicher Sprache und Geschichten wie in Tausend und eine Nacht. Dabei ist mir bis zum Schluss kaum aufgefallen, dass der Name der Erzählerin kein einziges Mal fällt - ich habe gar nicht erst danach gesucht. Einzige Unstimmigkeit: es wäre passender gewesen, den Romantitel direkt ins Deutsche zu übersetzen: 'Das Blut der Rosen'. Denn damit assoziiert die Erzählerin die qualvollen Monate des Webens, ehe die wundervollen Teppiche in all ihrer unschuldigen Schönheit vom Webstuhl geschnitten werden.

Das Lied der Rosen
Veröffentlicht:
Medium:
Buch
Autor:
Anita Amirrezvani
Verlag:
List
Kommentar:
Den Orient sehen, schmecken und spüren
ISBN:
3548608027 Bei Amazon kaufen