Alan Greenspans Leben für die Wirtschaft

Abrechnung, Rechtfertigung, Lebenswerk

Alan Greenspan wird dieser Tage auf Abbildungen wesentlich faltenreicher abgebildet, als es auf diesem Umschlagsfoto der Fall ist: hier blickt er eher wissend und zugleich amüsiert. Und seine Abbildungen und Ansichten sind derzeit sehr gefragt. Derzeit bescheinigt der den USA die »schwerste Finanzkrise seit dem Zweiten Weltkrieg«. Er muss es wissen - schließlich war der Mann, der vor ein paar Tagen 82 Jahre alt wurde, schon damals selbst dabei.

Er ist Wirtschaftswissenschaftler und, ich zitiere Wikipedia, »war vom 11. August 1987 bis zum 31. Januar 2006 Vorsitzender der US-Notenbank Federal Reserve System«. Er gilt als ein Mann, der bisweilen dem Präsidenten der USA den Status als mächtigster Mann der Welt streitig machte. Seine Autobiografie erschien zwar schon im September letzten Jahres, ist nun aber mehr denn je aktuell, da Greenspans sorgenfaltige Mine allerorts zu sehen ist.

Seine persönliche »Psychoanalyse« beginnt ganz im Sinne einer Autobiografie mit seiner Kindheit und Jugend, er spricht von seinen Träumen Profi-Baseballspieler oder Jazzmusiker zu werden - beides verfolgt er leidenschaftlich, Klarinette und Saxophon studiert er sogar auf der Musikhochschule Juilliard School in New York.

Wie er dann doch zur Volkswirtschaft und zur Finanzpolitik kam, beschreibt er in seiner oft selbstironischen Autobiografie ebenso, wie er ganz unverblümt seine Eindrücke von den amerikanischen Präsidenten und anderen hohen Politikern (mit denen er arbeitete) schildert: Richard Nixon, Ronald Reagan, Bill Clinton, George Bush Senior. Auch lässt er es sich nicht nehmen, die von ihm in die Bush Junior Regierung »mitgebrachten« Freunde Rumsfeld und Cheney zu kommentieren.

Für mich als Nicht-Volkswirtschaftler und Nicht-Finanzpolitiker war dieses Buch vor allem die Erfahrung, wie dieser pragmatische Mann mein eigenes Leben und meine Umwelt durch seine Entscheidungen und Prognosen mitbeeinflusst hat, ohne dass ich bisher davon wusste. Ganz nebenbei habe ich einen intensiven Blick an die »Front« der Entstehung unserer heutige globalisierten Welt werfen können und habe einiges über Wirtschaft und Kapitalismus gelernt. Greenspan erzählt auf humorvolle,niemals langweilige Art - was ich beim ersten Blättern und beim Anblick all dieser Zahlen nicht erwartet hätte. Was den amüsiert skeptischen Gesichtsausdruck auf dem Umschlag angeht: er hält, was er verspricht.

Alan Greenspans Leben für die Wirtschaft
Veröffentlicht:
Medium:
Buch
Autor:
Alan Greenspan
Verlag:
Campus
Kommentar:
Seltbstkritische und selbstironische Autobiografie
ISBN:
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Gemacht mit

corazon

von Lene Saile